Realisation
Aus Zwischennutzer:innen wurden Quartierbewohner:innen, die mit der Zeit auch auf der politischen Ebene die künftige Entwicklung des Gebietes mitbestimmten. 2012 verhinderte die von der IGI Interessen Gemeinschaft Industriestrasse eingereichte und mit über 62% der Stimmen angenommene Volksinitiative den geplanten Verkauf des Areals. Die Initiant:innen verlangten, dass das Areal im Baurecht an gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften abgegeben werden muss.
Gestaltungsplan und Baugesuch
2021 wurde der Gestaltungsplan bei der Stadt Luzern eingereicht. Die Bewilligung wurde nach einem Einspracheprozess Ende 2022 erteilt. Es folgte im Anschluss das Baugesuch.
Vorprojekt
Zwischen 2019 und 2021 haben die Genossenschaften mit den Architekt:innen und Fachplanenden die Vision der Industriestrasse in Grundrissen von Wohnungen, Gemeinschaftsflächen, Gewerberäumen, Aussenraum und Einstellhalle konkretisiert.
Dialogphase
Ab Sommer 2018 erhielt das Gewinnerteam «Städtebau und Aussenraum» den Auftrag, das Regelwerk für die Arealbebauung auszuarbeiten. Dieses Instrument dient den Fachplaner:innen und Genossenschaften als Orientierungshilfe für die Entwicklung und Ausarbeitung der Projekte. Mitwirkung ist ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Bauens, weshalb sich die Kooperation für verschiedene Möglichkeiten der Partizipation in der Planung wie auch im Betrieb aussprach. Es folgten verschiedene Anlässe wie Workshops, Echogruppen und Informationsveranstaltungen.
Wettbewerb
Die Kooperation Industriestrasse Luzern hat 2017 einen Projektwettbewerb ausgeschrieben. Ziel war es, Projektvorschläge für eine innovative, exemplarische, kosteneffiziente und gemeinschaftsfördernde Überbauung in Holzbauweise nach den Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft zu erhalten. 21 regionale, nationale und internationale Architekturteams wurden eingeladen, am zweistufigen Bewerbungsprozess teilzunehmen. Bei der Jurierung wurden die Projekte auf Städtebau und Gebäudetypologie, aber auch auf ihre ökologische und soziale Verträglichkeit geprüft. Dem Preisgericht standen verschiedene Expert:innen beratend zu Seite (2000-Watt-Areale, Holzbau, soziale Nachhaltigkeit, Genossenschaftskultur, Verkehr, IG Industriestrasse).
Ausschreibung Projektwettbewerb 2017
Aus den 21 Bewerbungen hat die Jury drei Teams ausgewählt:
Für den Städtebau und Aussenraum:
Projektteam Rolf Mühlethaler mit Christoph Schläppi, Bern
Für die Gebäudetypologie:
1. Projektteam Rolf Mühlethaler mit Christoph Schläppi, Bern
Das Projekt zeugt von einer intensiven Auseinandersetzung mit der anspruchsvollen Aufgabenstellung. Dies zieht sich als roter Faden bis in die Grundrissplanung für die einzelnen Genossenschaften durch. Überzeugend wirken der feinfühlige Umgang mit Aussenräumen und Bestandsbauten. Die kleinkörnige Massstäblichkeit der Überbauung, der rücksichtsvolle Umgang mit dem Bestand sowie die abwechslungsreiche Freiraumstruktur aus Gassen, Plätzen und Gartenhöfen mit der Möglichkeit der Durchwegung des Areals in alle Richtungen schafft eine hohe Identifizierung mit dem Ort und der Nachbarschaft. Es wird ein stimmungsvolles, neues Ganzes geschaffen. Der Gedanke der Gemeinschaftlichkeit scheint hier realisierbar zu sein, ohne dem einzelnen Bewohner diesen Gedanken aufzwingen zu wollen.
2. toblergmür Architekten, Zürich/Luzern
Das Projekt «Ludoville» schafft mit seiner Hoffigur und der zentralen Erschliessung und klaren Tragkonstruktionen einen Ort mit grosser Identität. Die entstehenden Aussen- und Zwischenräume wirken wohl proportioniert und die Neubauten gehen rücksichtsvoll mit dem Bestand um. Die umfangreiche und detaillierte Ausarbeitung verschiedener Wohnungsgrössen und -typologien zeugen von einer vertieften Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen und Anforderungen der einzelnen Genossenschaften und künftigen Bewohner*innen. Individualflächen einsparen und Kollektivfläche maximieren – dieser Grundsatz wird konsequent umgesetzt.
3. ro.ma. roeoesli & maeder gmbh, Luzern
Die stimmige Komposition aus sechs Häusern bildet einen luftigen und lichtdurchfluteten Freiraum, welcher überzeugend mit den öffentlichen Strassenräumen verbunden ist. Es entsteht ein vielfältiges Angebot an unterschiedlichen Plätzen und durchgrünten Höfen. Die Neubauten bilden zusammen mit den bestehenden Bauten auf dem strassenumfriedeten Schild eine Einheit. Die einzelnen Wohnungen weisen strukturell, räumlich und konstruktiv eine typologische Vielfalt sowie atmosphärische Qualitäten auf und gehen differenziert auf die einzelnen Bedürfnisse ein. Gesamthaft handelt es sich um eine äusserst sorgfältige Arbeit, die eine städtebaulich klare Haltung aufweist.
Chronik
2026/2027 Bezug
2026 Erste Bewerbungsmöglichkeiten
2023 Baubewilligung und Baustart
2020 Bauprojekt
2019 Vorprojekt
2019 Dialogprozess Städtebau
2018 Entscheid Planungswettbewerb
2016 Gründung Genossenschaftsverband und Geschäftsstelle
2016 Das Parlament sagt einstimmig JA zum Konzept der Kooperation
2015 Zuschlag an die Kooperation Industriestrasse
2015 Bewerbung wird eingereicht
2014 Ausschreibung für gemeinnützigen Wohnbau
2013 Gründung der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Industriestrasse
2012 G-NET wird gebildet
2012 Luzerner Bevölkerung sagt JA zu mehr bezahlbaren Wohnraum
2012 Initiative Ja! Zu einer lebendigen Industriestrasse
2011 Stadt Luzern schreibt einen Investoren-Wettbewerb aus
2007 Das Projekt Wohnwerk wird der Stadt Luzern eingereicht
2002 Bucherer AG will ein Logistikzenturm erstellen
1994 Umzonung des Areals in die Zone für öffentliche Zwecke
1970 Verschiedene Fabrikgebäude: Käse-Lager, Porzellan-Lager, Schuppenbauten, Pferdestall mit Waschhaus